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Gerätturnerinnen von 100% auf 0% degradiert

Der Alptraum für Wettkämpfer – gerade hat die Wettkampfsaison begonnen, die Leistung nach intensivem Training auf dem Hoch und dann Hallenschließung, kein Training, keine Wettkämpfe – für nicht absehbare Zeit.

 

So ergeht es nicht nur den Spitzensportlern, sondern auch den Leistungs- und Breitensportlern der Region. Auch wenn die Turnerinnen des MTV Wolfenbüttel in diese Saison eher verletzungsbedingt geschwächt angetreten wären, ist das für die Turnsparte ein herber Schlag. Ein Telefonat mit Trainerin Anke Kahmann macht die Ernüchterung deutlich: „Wir hätten dieses Jahr sogar zwei Mannschaften bei Jugend trainiert für Olympia und hatten das Bundefinale fest im Visier.“ Jetzt halten sich die Mädels zu Hause mit Joggen und ein bisschen Dehn- und Kraftübungen halbwegs fit. Gerätturnen ohne Geräte? Das wirft die Athleten um Wochen, wenn nicht Monate, zurück. Gerade neue und schwierige Elemente, wie Menicelli oder Salto rückwärts auf dem Balken,  müssen mehrmals die Woche wiederholt werden. „Die Mädels sind ganz schön frustriert,“ leiden die Trainer mit.

 

Für die meisten Gerätturnerinnen sind nach den Kreiswettkämpfen nun alle Einzelwettkämpfe auf Bezirks- und Landesebene abgesagt. Offen sind noch die Termine für den Spitzensportnachwuchs und die Ligawettkämpfe. „Trotz der Ausfälle in den beiden Landesligateams haben wir den Nachwuchs soweit, um hier einzuspringen. So können wir nur noch hoffen, dass die Landesliga Anfang Juli planmäßig starten kann,“ berichtet Kahmann weiter.

 

Wolfenbüttels Topscorerin Lucie Gerbrecht hat sich in diesem Jahr einen Startplatz in der neuen Regionalligamannschaft des TurnTeam Kiehn Group Lüneburg gesichert. Nach zweimonatigem Auslandsaufenthalt hatte sich die 22jährige Anfang März gerade wieder ins Training zurückgekämpft und wurde jäh ausgebremst. Auch die DTL hat ihre Turniere bis zur Sommerpause abgesagt, so dass auch Gerbrecht nun auf die zweite Jahreshälfte hofft, um hier ihr Comeback zu feiern. Denn als junges Mädchen turnte sie bereits mit Großburgwedel und der KTG Hannover in der Bundesliga.

 

Die 13jährige Yella Wagenschein hat nach ihrem guten Einstand in der 2ten Mannschaft der KTG Hannover ihren festen Platz bei dem Drittligisten. Auch sie hofft auf die zweite Jahreshälfte.

 

Für die Mehrkämpfer des MTV bleibt noch Hoffnung auf die Deutschen Mehrkampfmeisterschaften, einem Mix aus Turn- und Leichtathletikdisziplinen. Wie der DTB an diesem Wochenende entschied, werden bei Absage der diesjährigen Landesmeisterschaften als Qualifikation, die Punkte aus dem Vorjahr gewertet. Das heißt, dass Marielle und Hanna Jensen sowie die Deutsche Meisterin Sofie Peter bei den diesjährigen deutschen Mehrkampfmeisterschaften startberechtigt sind.

 

Dennoch bleiben Bedenken bei Kahmann: „Wir wissen natürlich nicht, wann und wie sich die Turnerinnen auf die Termine vorbereiten können, denn für sie ist eine Turnhalle essentiell.“